DIE GESCHICHTE DES VEREINS
Im Jahr 1885 wurde der VEREIN DER SCHRIFTSTELLERINNEN UND KÜNSTLERINNEN von BERTHA VON SUTTNER, MARIE VON EBNER-ESCHENBACH und MARIANNE HAINISCH ins Leben gerufen.

BERTHA VON SUTTNER
© Bildarchiv Austria, ÖNB

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH
© Bildarchiv Austria, ÖNB

MARIANNE HAINISCH
© Bildarchiv Austria, ÖNB
Anlass war die Notwendigkeit den ersten Pensionsfonds für Frauen zu gründen. Damals hatten es Künstlerinnen schwer. Wenn der Gatte starb und kein Vermögen vorhanden war, standen sie am Bettelstab. In einer Zeit, in der staatliche Unterstützung für Frauen nicht existierte, musste dringend etwas für die betroffenen Künstlerinnen getan werden.
DAS KOMITEE
wurde von 17 entschlossenen Frauen aufgebaut. An der Spitze stand MARIA VON AUGUSTIN, eine ruhige, integre Persönlichkeit. Sie starb noch während ihrer Amtszeit und die Nachfolgerin, MINNA KAUTSKY, eine resche Person, brachte wieder frischen Wind in den Verein.
DREI KATEGORIEN
- Ordentliche Mitglieder
- Stifter
- Unterstützende Mitglieder
Der Adel war damals federführend, so war KAISER FRANZ JOSEPH I der berühmteste Stifter. Wer hätte jemals gedacht, dass Kaiser Franz Joseph I die Frauen finanziell unterstützen würde? Weiters spendeten KRONZPRINZESSIN STEPHANIE, KATHARINA SCHRATT, KÖNIGIN ELISABETH VON RUMÄNIEN (sie veröffentlichte unter dem Pseudonym Carmen Sylva), HERZOGIN MARIE ANTOINETTE VON PARMA, FÜRST JOHANN II VON UND ZU LIECHTENSTEIN u.a., um nur einige zu nennen.
UNTERSTÜTZENDE MITGLIEDER
Unterstützendes Mitglied war BARONIN BETTINA VON ROTHSCHILD. Sie gehörte einer der reichsten Familien ihrer Zeit an.
Später kamen die „Auswärtigen Mitglieder“ dazu, zu ihnen zählten u.a.
- RICARDA HUCH – deutsche Schriftstellerin
- ELLEN KAY – schwedische Schriftstellerin
- CLARA VIEBIG – deutsche Schriftstellerin
- GABRIELE REUTER – deutsche Schriftstellerin
- GRAZIA DELEDDA – italienische Schriftstellerin
ERSTE PENSIONSAUSZAHLUNG
1889 betrug das Vereinsvermögen bereits mehr als 10.000 Gulden und 1893 über 20.000 Gulden, so konnte im Jahre 1900 die erste Pension ausbezahlt werden. Die Namen der Empfängerinnen sind im Archiv nicht auffindbar.
Im Jahre 1910 bezogen bereits 24 Mitglieder die Altersrente.
SALONLESUNGEN
Die ersten Lesungen, die unter dem Titel „Salonlesungen“ für Frauen stattfanden, wurden bei JULIE THENEN abgehalten und von IDA BARBER finanziert.
TUCHLAUBEN 11
In dem Vortragssaal in der Tuchlauben 11, im ersten Wiener Gemeindebezirk, wurden erstmals auch Männer zu den Lesungen zugelassen. Man nannte sie damals „DIE FREUNDE DES VEREINS“, das ist bis heute so geblieben. Hier fanden viele unvergessliche Lesungen, Konzerte und Vorträge statt.
VORTRÄGE UND LESUNGEN
wurden auch von bekannten Persönlichkeiten gehalten, darunter beispielsweise von:
- KATHARINA SCHRATT
- HEDWIG BLEIBTREU
- JOSEF WEINHEBER (3 Tage vor seinem Freitod hat seine Frau noch aus seinen Werken gelesen)
- ANTON WILDGANS (aus seinen Werken lasen oftmals sein Sohn, seine Schwiegertochter Ilse Wildgans, Gerhard Jonas (ehem. ORF-Sprecher), Prof. Rudolf Viktor Karl und die Vereinspräsidentin Helga Helnwein
- PAULA VON PRERADOVIĆ (Zum ersten Mal wurde die österreichische Bundeshymne im Vortragssaal in der Tuchlauben 11 von ihr unter dem Titel „HEIMATLIED“ vorgetragen, damals war es ja noch nicht die Bundeshymne.)
PAULA VON PRERADOVIĆ
© Bildarchiv Austria, ÖNB
Eine der Persönlichkeiten des Vereins war RAINER MARIA RILKE. Die frühere Präsidentin des Vereins, Prof. JOHANNA JONAS-LICHTENWALLNER (Besitzerin des Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich, des Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst, des Silbernen Ehrenzeichens der Stadt Wien und Inhaberin des Goldenen Ehrenzeichens des Landes Niederösterreichs; mehr als dreißig Buchtitel eigener Werke, wie z.B. „Waldviertel – Ahnenheimat“ und „Sonnengesang“; Herausgeberin zahlreicher Anthologien, wie z.B. „Haiku -Eine Sammlung aus dem deutschen Sprachraum“), die mit unermüdlichem Einsatz viel für den Verein geleistet hat, liebte das Gedicht „Ich lebe mein Leben“, ebenso wie HELGA HELNWEIN.
ICH LEBE MEIN LEBEN
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.
RAINER MARIA RILKE
In der Tuchlauben 11 gab es einen Vortragsraum mit Klavier, ein weitläufiges Künstlerzimmer, die Küche und einen kleinen Speisesaal. In den Jahren des zweiten Weltkriegs wurde die Küche als Diätküche geführt und entging so der Auflösung durch die Behörden und so konnte der Verein seine Existenz ohne Unterbrechung fortführen.
Bis 1976 fanden in der Tuchlauben 11 die Lesungen unseres Vereins statt.
Berühmte Persönlichkeiten sind aus dem Verein hervorgegangen, es gäbe noch viel über die Geschichte des Vereins zu erzählen.
Auch jede der Präsidentinnen des Vereins wäre es wert, eine eigene Seite gewidmet zu bekommen. Unter folgendem Link sehen Sie eine Übersicht der Präsidentinnen des Vereins.
Bei Interesse kann in der VEREINSCHRONIK, die von Präsidentin HELGA HELNWEIN im Namen des VEREINS DER SCHRIFTSTELLERINNEN UND KÜNSTLERINNEN herausgegeben wurde, nachgelesen werden.
VEREINSCHRONIK - 125 Jahre VEREIN DER SCHRIFTSTELLERINNEN UND KÜNSTLERINNEN - 1885 – 2010
© VEREIN DER SCHRIFTSTELLERINNEN UND KÜNSTLERINNEN
MUSIKALISCHE UMRAHMUNG
Den jetzigen Saal haben wir Prof. ALFRED HERTEL zu verdanken. Von ihm bleiben viele schöne Stunden in Erinnerung. Viele Musikerinnen und Musiker haben bei uns gespielt, darunter:
- Prof. Walter Nußgruber
- Prof. Rudolf Viktor Karl
- Die „Singende Wirtin vom Naschmarkt“
- Maria Sochovsky
- Geiger der Wiener Philharmoniker
- Erika Dichler-Sedlacek (bekannt aus Turnen mit Ilse Buck)
- Norbert Herzog
- Orchestermitglieder des NÖ Tonkünstlerorchesters wie Karl Mader, Maria Mader (sie war eine gute Lyrikerin aus Rom stammend!), Eugen Hörwarter, Karl Kliry
- Prof. Alfred Hertel
- Ing. Hanns Fischer
Mitwirkung weiterer bekannter Namen wie MARIA JERITZA, BETTY FISCHER, PETER FRÖHLICH, HERMANN LEOPOLDI, DAS EHEPAAR GLÖCKNER-KRAMER, FRITZ IMHOFF, ERNST ARNOLD, LINDA KYTKA-FISCHER (bekannt aus der früheren Radiosendung „Autofahrer unterwegs“), ELISABETH GÜRT, RAUL AUENHEIM, FRANZ KARL GINZKEY, HANS NÜCHTERN, MAX MELL, FELIX SALTEN, SIEGFRIED TREBISCH, FELIX BRAUN, HEIMITO VON DODERER, MIRKO JELUSICH, ERWIN WEILL, FRIEDRICH SACHER, ALBAN BERG, EDMUND EYSLER, WILHELM KIENZLE, OSKAR NEDBAL, OSKAR STRAUß.
Die Zahl der Vortragenden und Mitwirkenden ist so groß, dass es den Rahmen sprengen würde, all ihre Namen zu nennen.
HEUTE
finden unsere Lesungen in der KRYPTA DER PETERSKIRCHE im 1. Wiener Gemeindebezirk statt, ein Veranstaltungsort mit außergewöhnlicher Atmosphäre.
Die musikalische Umrahmung der Lesungen liegt in den bewährten Händen der Pianistin HELGA DOLKOWSKI, die ein abwechslungsreiches Programm von Barock über Klassik, Romantik, bis zur gemäßigten Moderne zu Gehör bringt. Von Zeit zu Zeit dürfen wir uns auch über vierhändig dargebotene Werke erfreuen, gemeinsam mit Dr. CHRISTINE KRAMMER.
Wir bieten Mitgliedern die Möglichkeit aus ihren Werken vor das Publikum zu treten, geben Beratung und fördern Begabte. Neue begabte Künstlerinnen und Künstler sind uns jederzeit willkommen und dürfen ihre Werke bei uns in der Krypta präsentieren. Eine Veröffentlichung der Werke der Autorinnen und Autoren ist in unserer Vereinszeitung LITERARISCHE KOSTPROBEN möglich.
„Literarische Kostproben“
© VEREIN DER SCHRIFTSTELLERINNEN UND KÜNSTLERINNEN
HELGA HELNWEIN
Präsidentin
© VEREIN DER SCHRIFTSTELLERINNEN UND KÜNSTLERINNEN
Seit 1999 leitet Helga Helnwein mit unermüdlicher Hingabe und viel Weisheit und Empathie den Verein und ist eine wahre Inspirationsquelle für alle, die das Glück haben, von ihr zu lernen.
Sie hat im Namen des VEREINS DER SCHRIFTSTELLERINNEN UND KÜNSTLERINNEN 17 steif gebundene Anthologien mit Bildern und Vorwort (darunter „130 Jahre Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen“, „Bertha von Suttner – Anthologie Jubiläumsausgabe – 170. Geburtstag 2013 und 100. Todestag 2014“ und „Ein Leben für die Dichtung. Marie von Ebner – Eschenbach 100. Todestag.“) herausgegeben. In den Anthologien konnten Mitglieder des Vereins aus dem In- und Ausland ihre Werke einer breiten Leserschaft präsentieren. Nach Fertigstellung wurde jede der Anthologien in einem festlichen Rahmen mit viel Erfolg präsentiert. Leider erkrankte der Besitzer des Verlages und so mussten die Anthologieprojekte schweren Herzens aufgegeben werden
GERTY EDERER
Vizepräsidentin des Vereins
© VEREIN DER SCHRIFTSTELLERINNEN UND KÜNSTLERINNEN
Sie schrieb ORF-Serien des Fernseh-Traummännleins, begeisterte 20 Jahre hindurch mit ihren Zwergengeschichten – in den noch aus der Nachkriegszeit beliebten Zwergenkalendern des Seraphischen Liebeswerkes der Kapuziner – Kinder und Erwachsene. Sie hat u.a. Märchen und Kindergeschichten, Kurzprosa, vor allem Kindermärchen, Gute-Nacht-Zwergen-Geschichten, Fabeln, Lyrik und verschiedene Lyrikformen publiziert. Einige ihrer Texte wurden erfolgreich vertont (die Hymne an Wien und Wienerlieder).
140-JÄHRIGES VEREINSJUBILÄUM
Der VEREIN DER SCHRIFTSTELLERINNEN UND KÜNSTLERINNEN feiert in diesem Jahr sein 140-jähriges Bestehen, das von kreativer Vielfalt und einer beeindruckenden Geschichte geprägt ist.
Zu diesem Anlass wurde am 06.03.2025, in der atmosphärischen Krypta der Peterskirche 1010 Wien, Petersplatz, eine feierlich veranstaltete Lesung organisiert. Zahlreiche Besucher lauschten gebannt dem interessanten Programm, das – im Rahmen des Jubiläums des VEREIN DER SCHRIFTSTELLERINNEN UND KÜNSTLERINNEN – geboten wurde.
Besonders beeindruckend waren auch die anschließenden Lesungen von Prof. DIETMAR GRIESER und ANNA KRAPFENBAUER. Für die musikalische Umrahmung der Feier sorgte HELGA DOLKOWSKI, die die ausgewählten Werke von J.S.BACH, F.CHOPIN, L.van BEETHOVEN, W.A.MOZART, F.SCHUBERT und zum krönenden Abschluss der Veranstaltung die Österreichische Bundeshymne zum Andenken an PAULA VON PRERADOVIĆ spielte.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. CHRISTINA SCHABASSER.
Es folgen im Anschluss Bilder unserer feierlichen Lesung.
Bewegend…
© VEREIN DER SCHRIFTSTELLERINNEN UND KÜNSTLERINNEN
Am Vortragstisch CHRISTINA SCHABASSER beim Vortrag der Vereinsgeschichte:
Jede Zeile ein Erlebnis…
© VEREIN DER SCHRIFTSTELLERINNEN UND KÜNSTLERINNEN
ANNA KRAPFENBAUER liest aus ihren Werken
Das Publikum lauscht gebannt…
© VEREIN DER SCHRIFTSTELLERINNEN UND KÜNSTLERINNEN
PROF. DIETMAR GRIESER liest aus seinem neuesten Buch „Alles aus Liebe – Glück und Leid in Wien um 1900“
Ein weiterer Grund zu feiern…
Der Geburtstag unseres Ehrenmitglieds PROF. DIETMAR GRIESER gab uns einen weiteren Grund zu feiern.
© VEREIN DER SCHRIFTSTELLERINNEN UND KÜNSTLERINNEN
Hier bei der Geschenkübergabe, links im Bild PROF. DIETMAR GRIESER, rechts daneben CHRISTINA SCHABASSER und BERNHARD HEINRICH.
Ein Gruppenfoto als Andenken an den festlichen Anlass…
© VEREIN DER SCHRIFTSTELLERINNEN UND KÜNSTLERINNEN
Von links nach rechts: Anna KRAPFENBAUER mit Tochter,
Prof. Dietmar GRIESER, Helga DOLKOWSKI,
Christina SCHABASSER, Bernhard HEINRICH
Um die Vereinsgeschichte und die Meilensteine des Vereins lebendig zu halten und die Bedeutung des Vereins zu würdigen, ein Miteinander zu fördern, sind wir alle ehrenamtlich bemüht eine weitere Jubiläumsfeier mit literarischer Lesung und einem gemütlichen Miteinander dieses Jahr zu veranstalten und sind auf der Suche nach einem Sponsor für Saal und Catering. Der Aufruf richtet sich an kulturinteressierte Spenderinnen und Spender sowie Kulturförderer. Unser Verein ist nicht nur die älteste Frauenbewegung Österreichs, sondern stellt auch ein bedeutendes Stück Kulturgeschichte des Landes dar. Wir möchten ein breiteres Publikum erreichen und dieses Erbe für kommende Generationen bewahren.
Text: Helga Helnwein, Christina Schabasser